Samstag, 28. August 2010

Session 55 Live @ Free Flow Open Air Festival 22. August 2010


Kommen wir jetzt zu unserer Sommer Open Air Festival Tour 2010. Nervige Hippie Groß/Kommerz Festivals wurden dieses Jahr ausgelassen und wir beschränkten uns für dieses Jahr aufs essentielle: Das Free Flow Open Air in Mützingen in der Republik Freies Wendland.
Dieses Jahr hat das Wetter mitgemacht und so entstand echte Open Air Atmosphäre, dafür war auf der Bühne nicht soviel Platz wie im letzten Jahr, was dazu führte, das wir uns in diesem Jahr so gut wie gar nicht an den Sessions beteiligten. Dafür haben das die Jungs um Embryo und die Stahl Band umso ausgiebiger getan. Es herrschte wieder eine wunderbar familliäre Atmosphäre und freudiges Wiedersehen mit Musikern von Strom, Omray und oben genannten. Vermisst habe ich die Leute von Ascension aus dem Saarland. Also es war einfach wieder schön all die Leute wiederzusehen, natürlich auch all die Leute von dort... Ein herzliches Dankeschön, es war wieder wundervoll bei euch gewesen zu sein.
An all die, die noch nie dort gewesen sind gilt weiterhin: Da müßt ihr hin!!! Obwohl das Wetter dieses Jahr viel besser war und auch 20 - 30 Leutchen mehr angelockt haben, finde ich dieses Festival könnte ruhig 200 - 300 Leute mehr vertragen, ohne seinen wunderbar kauziges Underground Öko Resistance Flair zu verlieren. Also wenn das im nächsten Jahr wieder stattfindet und wir wieder dabei sind, erfahrt ihr es hier und folgt dem Ruf und kommt zu Deutschlands coolstem Underground Jazz World Impro Free Flow Kraut Festival.
In diesem Jahr spielten wir dort in einer reinen Männerclique Eyke, Till, Chris und meiner Wenigkeit. Chris spielt erst zweimal mit uns. Er ist ein ziemlich guter, Session erprobter Gitarrist. Das stellte er eindrucksvoll unter Beweis bei einer kleinen Wiesensession vor unserem Bus, mit Till und mir an akustischen Gitarren, die bei ein paar Leutchen den Eindruck erweckt hat, wir wären eine mit allen Wassern gewaschene virtuose Jazz Band, was wir natürlich ganz und gar nicht sind, aber egal.... schade ist, das wir diese geile Wiesen Session nicht aufgenommen haben, aber so ist das ja immer... Da ich dieses mal sonst nichts aufgenommen habe, hat der Speicher des Zooms auf jeden Fall gereicht um unser komplettes Konzert aufzuzeichnen und so kommen wir jetzt nach langer Vorrede endlich zu unserem Konzert.
Der Anfang war erstmal geprägt von Soundproblemen und damit einhergehenden Unsicherheiten auf Seiten der Musiker.
Chris konnte nicht, wie eigentlich gewünscht Akustik Gitarre spielen, weil wir die nicht gescheit abgenommen bekamen und bekam so Tills E-Gitarre und Multieffekt verpasst, das alles durch einen knallig lauten Verstärker gejagt, so das er erstmal gar nicht damit klar kam, aber dafür hat er diese Anforderung der Umstände im Laufe des Konzerts mit Bravour gelöst.
Till hat Akustik Gitarre gespielt und gesungen. Immer wenn er ins Mikro sang, brummte die Gitarre und er hat sich und uns auf seinem Platz auf der Bühne - weit weg von der einzigen, leidlich funktionierenden, Monitor Box - so gut wie gar nicht gehört. Er hat das aber super geschaukelt und auch in Kommunikation mit dem Publikum abgeklärt, ob der Sound zumindest draußen OK ist.
Meine Elektronik war dann für mich auch gerade so zu hören.
Eyke hatte dieses Mal glaube ich rein akustisch den besten Platz auf der Bühne.
Was ganz toll war, jetzt mal gerade so spontan eingeworfen, wir wurden dieses mal gefilmt und wir werden den Konzertfilm natürlich gleich hier posten, sobald wir ihn haben... ich bin da jedenfalls ganz gespannt drauf. Zumal da der Sound wesentlich besser sein könnte als auf der Bühne und wir haben unsere Aufnahmemikro auf der Bühne stehn gehabt... Dummerweise fragte der Filmemacher Chris ob er das komische Mikro wegstellen könne, das vorne auf der Bühne rumstand und augenscheinlich nicht benutzt wurde, da Chris nicht wusste, das dies das Aufnahmemikrophon war, hat er ihm das gestattet und so hat der Filmemacher das Mikro beiseite gelegt und vor meinen Keyboards auf den Boden gelegt. Ich war da gerade mit dem Drumcomputer beschäftigt und hab das erst vor der Zugabe gemerkt und das Mikro wieder hingestellt. Gott sei dank muß man sagen hat es der Aufnahme kaum geschadet. Ich hab einfach ein cooles Mikro, das von jedwedem Ort aus gute Aufnahmen macht....
Zum Drumcomputer fällt mir jetzt auch gerade noch eine lustige Geschichte ein: Christian von Embryo fragte uns beim Aufbau, wer unser Schlagzeuger sei, worauf wir sagten wir hätten keinen, wir würden mit Drumcomputern spielen, worauf Christian erwiderte: "Um Gottes Willen..." und davon eilte um einen Schlagzeuger für uns zu organisieren... Wir haben uns dann aber dafür entschieden ohne Schlagzeuger zu spielen und selber zu trommeln und natürlich auch unsere Maschinen zu nutzen...vielmehr meine Maschine, denn Eyke hat zwar die Groovebox mit dabeigehabt, allerdings benutzt er die eher als Soundbank für seine Midi-Tastatur... und ich habe die Beats auf der Drumtraks programmiert, das ist eine sagenhafte alte Drummaschine, die sich fantastisch dazu eignet spontan zu programmieren.... in der Regel starte ich ein leeres Pattern und programmiere live und spontan und lösche die einzelnen Tracks auch wieder wenn das Stück zu einem Ende kommt... Eyke hat dafür öfters getrommelt... Ich perönlich finde diese Mixtur aus selbst getrommelt, live programmiert und einfach ohne beats zu spielen sehr gut und will das auf jedenfall so beibehalten, wenn wir von Anfang an einen Schlagzeuger oder Percussionisten gehabt hätten, wäre vieles so nicht möglich gewesen...
Trotzdem der Anfang also etwas problematisch gewesen ist, kommt das auf der Aufnahme so jetzt gar nicht mehr so rüber, ich hab natürlich auch die etwas längeren Pausen zwischen den ersten Stücken rausgeschnitten und auch ein paar Fehlstarts eliminiert und so ist auch gerade der erste Teil des Konzerts sehr gut geworden.

Ihr findet ihn hier.

Der zweite Teil des Konzerts ist dann wesentlich versammelter und Highlight reiht sich an Highlight. das beginnt gleich mit dem Stück "Schlingensief Ist Tot". Der deutsche Filmemacher, Künstler Theater und Opernregisseur Christoph Schlingensief ist an jenem Tag gestorben, wir hatten kurz vor unserem Konzert davon erfahren und Till machte gleich eine Widmung daraus und viele Leute haben durch uns davon erfahren. Es war sowas wie ein afrikanisches Prinzip die Nachrichten des Tages durch die Musik zu verbreiten... Dazukam noch, das Eyke an diesem Tag ausgerechnet, ohne davon zu wissen, sein "COF - Church Of Fear" - Schlingensief T-Shirt anhatte. Mich hat das ganze auch sehr berührt, da ich 1993 meine Diplomarbeit über Schlingensief geschrieben habe und ihn damals im Zuge der Arbeit des öfteren bei den Proben seines ersten Theaterstücks an der Volksbühne in Berlin besucht und kennengelernt habe. Also Ruhe in Frieden Christoph Schlingensief, du hast uns eine Menge hinterlassen an dem wir noch eine ganze Weile zu knabbern und zu fürchten haben werden. Danke.
Der Rest unseres Auftritts wurde dann immer gelöster und "Protuguese Dub" ist dann ein echtes Reggaefiziertes Drumcomputerhighlight. Da wir die erste Band des Tages waren und viele Leute aus ihren Betten/Schlafsäcken nach vorne an die Bühne geholt haben und so für jene zu kurz gespielt haben, wurde nach Zugaben gerufen, dem wir gernbe nachgaben und das auch sowas wie eine offene Session war. Leuten von und um der Band "Strom" aus Kassel haben Posaunen gespielt, der Drummer von "Beelzebub Airlines" spielte Schlagzeug, dann war da noch einer mit einem mittelalterlich anmutenem Zupfinstrument, kann mich an seinen Namen nicht mehr erinnern und vielleicht noch ein, zwei Leutchen mehr. Auf jeden fall bereicherte das alles unsere Zugabe und wurde ein genialer Abschluss unseres Konzerts. Die Abschlussworte des Drummers: "Wer ist schon Hawkwind..." beschreibt am besten, wie das geklungen hat. Ein toller Abschluss unseres Konzerts.

Ihr findet den zweiten Teil des Konzerts hier.

Viel Spaß mit diesem wirklich coolem Zwei Stunden Konzert Erlebnis wünscht euch euer

Member

Sonntag, 1. August 2010

Session 54 - Supermarkt Albträume 99 Cent 23. Juli 2010



Dies war eine Hammersession. Sie zeichnet sich für unsere Verhältnisse durch experimentellen Wagemut aus und wenn ich an das kommende "Free Flow Festival" denke, so wünsche ich mir, diesen Aspekt dort beizubehalten.
Losgelöst vom Joch der Unterdrückung, ich hab jetzt, also seit jenem Samstag, Drei Wochen Urlaub, spielten wir befreit auf. Eyke bemängelte zwar sein Gitarren- und Orrest sein Trompetenspiel, aber der Wille war da in höchste Höhen aufzusteigen wo man den tiefsten Abgründen begegnet, dem Albtraum der kapitalistischen Welt, wo Finsternisse für 99 Cent über den Tresen gehn.
Und so kulminiert alles im letzten, dem Titelgebenden Stück, das in dieser emotionalen Wucht für Der Berg Groovt einzigartig ist. Ein Jahrhundertwerk.

Sehr zu empfehlen.

Ihr findet den Rohdiamanten hier.

Viel Spaß

& fröhlichen Untergang

wünscht euer

Member